Der jüngste Rücktritt des Feldkircher Bürgermeisters Wolfgang Matt, der aufgrund von Querelen innerhalb seiner eigenen Partei erfolgte, wirft ein Schlaglicht auf ein Phänomen, das weit über die politische Arena hinausreicht und tief in die Unternehmenskultur eingebettet ist. Dieser Vorfall, detailliert berichtet vom ORF (https://vorarlberg.orf.at/stories/3244264/), dient als prägnantes Beispiel für die komplexen Herausforderungen, mit denen Mitarbeiter:innen und Führungskräfte in Unternehmen konfrontiert sind.
Konflikte und ein unangenehmes Arbeitsklima sind oft Vorboten für Rücktritte oder Kündigungen – ein Muster, das sich in vielen Organisationen wiederfindet. Während die spezifischen Gründe für Matts Rücktritt vielleicht im Dunkeln bleiben, bietet dieser Fall eine wertvolle Perspektive für Unternehmen, um die wahren Gründe hinter der Unzufriedenheit von Mitarbeitenden und deren Entscheidungen, ein Unternehmen zu verlassen, zu beleuchten.
Interessanterweise neigen ausscheidende Mitarbeiter:innen dazu, bei ihrer Kündigung nicht die tatsächlichen, ausschlaggebenden Gründe für ihre Entscheidung anzugeben. Ebenso selten ergründen Unternehmen die wahren Probleme, die ihre nun ehemaligen Teammitglieder zum Verlassen bewegt haben, auf eine wertschätzende Weise.
Hier liegt eine Chance für Unternehmen, einen signifikanten Unterschied zu machen. Ich möchte an dieser Stelle keine Mediation als Allheilmittel verkaufen, obwohl sie selbst im Offboarding-Prozess ein gangbarer und zukunftsorientierter Ansatz sein kann. Vielmehr möchte ich eine effiziente und leicht umsetzbare Methode vorstellen: das vorfrankierte Kuvert.
Im Rahmen des Kündigungsprozesses können Führungskräfte ihren bald ehemaligen Mitarbeiter:innen ein vorfrankiertes und adressiertes Kuvert zusammen mit einem leeren Blatt Papier überreichen. Sie bitten um persönliches Feedback und die wahren Gründe für die Kündigung, mit der Empfehlung, den Brief zu versenden, nachdem alle Unterlagen übergeben wurden und etwas Zeit zur Reflexion vergangen ist. Ein auf den Umschlag geklebtes Post-it mit einem vorgeschlagenen Datum kann die Ernsthaftigkeit dieser Bitte unterstreichen.
Natürlich ist nicht zu erwarten, dass jede Person, die das Unternehmen verlässt, diesen Weg der Rückmeldung wählt. Doch die Einsichten aus den Briefen, die zurückkommen, können von unschätzbarem Wert sein und helfen, das Unternehmen und das Team weiterzuentwickeln.
Dieser Ansatz zeigt nicht nur Wertschätzung gegenüber den ausscheidenden Mitarbeitenden, sondern berücksichtigt auch die Tatsache, dass Menschen tendenziell eher ihrer Führungskraft als dem Unternehmen selbst kündigen.
In meiner Arbeit in der Unternehmensberatung, spezialisiert auf Personalentwicklung und Konfliktmanagement, strebe ich danach, mit meinen Klient:innen einfache, aber wirkungsvolle Lösungen zu entwickeln – auch und gerade für KMUs. Die vorgestellte Methode ist kostengünstig und einfach umzusetzen, birgt jedoch das Potenzial, tiefgreifende positive Veränderungen im Unternehmen zu bewirken.