Wo endet Kritik und wo beginnt Beleidigung?

Inspiration durch den Leserbrief in der Alb Bote-Ausgabe vom 28.12.2024: Ein Beitrag, der eindrucksvoll zeigt, wie wichtig die Diskussion über die Grenze zwischen Kritik und Beleidigung ist. Gleichzeitig macht er deutlich, wie fragil diese Linie oft verläuft.

Der Leserbrief kritisiert den Aufruf, dass Politiker:innen „mehr aushalten“ sollten, und hinterfragt, wo die Grenze des Sagbaren liegt. Während die Meinungsfreiheit eine Grundsäule der Demokratie ist, endet sie dort, wo die Menschenwürde verletzt wird. Besonders alarmierend ist die zunehmende Akzeptanz von aggressiver Rhetorik und beleidigenden Äußerungen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit.

Dieser Leserbrief erinnert mich an Situationen aus meiner eigenen Arbeit: Kritik und Meinungen, die in vermeintlichen Fragen versteckt werden. Sie begegnen mir häufig – vor allem nach Vorträgen, wenn gefragt wird: „Hat noch jemand eine Frage?“ Oft melden sich dann Personen, die weniger eine Frage haben, sondern vielmehr ihre Meinung äußern möchten.

Wir sollten den Unterschied zwischen einer offenen Diskussion und einem Vortrag nicht verwechseln.

Ein Vortrag hat das Ziel, Zuhörer:innen durch die Expertise der Vortragenden neue Perspektiven und Wissen zu vermitteln – eine Wissensvermittlung in eine Richtung. Natürlich lassen professionelle Vortragende Fragen oder Erfahrungsberichte zu, wenn diese allen einen echten Mehrwert bieten. Bloße Meinungsäußerungen der Teilnehmenden sind jedoch fehl am Platz.

Ich als Vortragender selbst gebe Teilnehmer:innen gerne die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Situationen zu schildern, um zu erfahren, wie ich diese aus meiner Expertise heraus gelöst hätte. Das öffnet Raum für neue Perspektiven und bereichert den Vortrag. Klar, manchmal rutscht das in eine kleine Diskussion ab – und das ist positiv, wenn es den Vortrag und die Dynamik fördert.

Wie gehe ich mit schwierigen Situationen um (,als Mediator oder Moderator)?

Wenn Meinungen in Fragen verpackt werden, moderiere ich dies klar und höflich:

„Verzeihen Sie, ich kann in Ihrer Meinungsäußerung keine Frage erkennen. Können Sie die Frage konkretisieren?“

Falls die Person dennoch wieder auf eine Meinungsäußerung zurückkommt, stelle ich klar:

„Offensichtlich haben Sie keine Frage zum Thema. Sollten Ihnen später echte Fragen einfallen, melden Sie sich gerne. Ich nehme mir dann Zeit für Sie.“

Der Effekt? Das Publikum applaudiert oft, die Vortragenden lächeln – und vor allem verändert sich die Dynamik. Die „Meinung-in-Fragen-Verpacker:innen“ schweigen, und es werden echte Fragen gestellt. Das führt zu konstruktiven Diskussionen, die alle weiterbringen.

Was ich nie zulasse:

Beleidigungen. Egal, ob sie als „konstruktive Kritik“ oder „Frage“ getarnt sind. Falls nötig, lasse ich Personen sogar aus dem Raum verweisen. Für mich ist die Würde des Menschen unantastbar.

Meinungsfreiheit bedeutet:

Du kannst deine Meinung äußern, ohne staatliche Verfolgung befürchten zu müssen. Aber sie bedeutet nicht, dass jede:r deiner Meinung sein muss. Und schon gar nicht, dass du ohne Konsequenzen Beleidigungen, Falschaussagen oder strafbare Handlungen äußern kannst.

💬 Wie schaffst du eine bessere Balance zwischen Kritik und Respekt? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren. Herzlichen Dank im Voraus für deinen Kommentar.

Quellen / Links:

29/12/2024
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