Wie viele Wahrheiten verträgt dein Business?

Hast du dich jemals gefragt, wie viele Wahrheiten dein Business, dein Team oder deine Organisation tatsächlich verträgt? Mehrere Wahrheiten? Ja, genau das meine ich. Es klingt vielleicht im ersten Moment verwirrend, aber in Organisationen, Teams und sogar in Familien gibt es oft mehrere Wahrheiten – und dabei ist keine „richtiger“ als die andere. Der Unterschied liegt schlicht in der Perspektive.

Jede Sichtweise ist geprägt von individuellen Erfahrungen, Werten und Erwartungen. Oft fehlen einer Perspektive entscheidende Informationen, oder es werden unterschiedliche Prioritäten gesetzt. Manchmal sind es aber auch tief verwurzelte Denk- und Strukturdifferenzen, die zu mehreren „echten“ Wahrheiten führen. Doch was bedeutet das für dich und dein Business? Es bedeutet, dass du offen sein musst, verschiedene Blickwinkel zu verstehen und zu akzeptieren. Denn nur so kannst du die Dynamik deines Teams, deiner Organisation oder deiner familiären Strukturen wirklich erfassen und auf eine nachhaltige Lösung hinarbeiten.

In der heutigen Geschäftswelt, die zunehmend vernetzter und komplexer wird, gibt es selten einfache Antworten. Während früher ein „Top-down“-Managementansatz als Standard galt, ist es heute nicht ungewöhnlich, dass in einem Team unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Diese Unterschiedlichkeit mag zunächst wie ein Problem erscheinen – schließlich will jede:r Recht haben und jede:r glaubt, dass die eigene Perspektive die beste ist. Aber was wäre, wenn diese Vielfalt an Meinungen nicht das Problem, sondern die Lösung ist?

Die Herausforderung der Wahrheiten

In Organisationen führt diese Vielfalt an Meinungen oft zu Spannungen. Diese Spannungen entstehen, weil jede:r davon überzeugt ist, die „richtige“ Sichtweise zu vertreten. Konflikte sind dann vorprogrammiert – nicht, weil jemand bewusst destruktiv handelt, sondern weil alle versuchen, ihre eigene Wahrheit durchzusetzen. Ein solcher Konflikt kann lähmend wirken, den Fortschritt behindern und die Produktivität einschränken. Doch was wäre, wenn es gar nicht darum ginge, eine Wahrheit als die richtige auszuwählen? Was, wenn die wahre Herausforderung darin bestünde, all diese Wahrheiten zu akzeptieren und sie zu einer kohärenten, gemeinsamen Lösung zu verbinden?

In meiner Arbeit als Mediator und Unternehmensberater sehe ich oft, wie schwer es Menschen fällt, diese Denkweise zu verinnerlichen. Der Wunsch, „Recht zu haben“, ist tief in uns verwurzelt. Aber genau dieser Drang verhindert häufig, dass wir eine wirklich nachhaltige Lösung finden. Denn in den meisten Fällen gibt es nicht die eine „richtige“ Antwort. Stattdessen gibt es viele Facetten der Wahrheit – und jede davon trägt einen Teil zur Lösung bei.

Meine Aufgabe als Mediator: Eine gemeinsame Wahrheit schaffen

Als eingetragener Mediator und Unternehmensberater sehe ich meine Aufgabe nicht darin, eine einzige Wahrheit zu identifizieren und alle anderen auszuschließen. Vielmehr geht es darum, eine gemeinsame Wahrheit zu schaffen – eine, die alle Perspektiven respektiert und gleichzeitig eine Grundlage für gemeinsame Lösungen bietet. Dabei müssen wir uns oft von der Idee verabschieden, dass es nur eine richtige Antwort gibt. Manchmal führt der Weg zur Lösung nicht über das Auswählen einer der bestehenden Wahrheiten, sondern über das Schaffen einer neuen, die keiner der ursprünglichen Perspektiven gleicht, aber dennoch die Essenz aller Standpunkte enthält.

Dies erfordert Mut und Offenheit, sowohl auf persönlicher als auch auf organisatorischer Ebene. Es braucht den Mut, nicht nur andere Sichtweisen zu akzeptieren, sondern auch die Bereitschaft, eine völlig neue Perspektive zu entwickeln. Das bedeutet, dass wir uns auf die Komplexität einlassen und uns der Herausforderung stellen, kreative und innovative Lösungen zu finden. Es ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und viel Kommunikationsarbeit erfordert, aber das Ergebnis ist eine Lösung, die wirklich von allen getragen wird.

Wann hast du zuletzt deine Perspektive gewechselt?

Es ist eine Herausforderung, sich von den eigenen Überzeugungen zu lösen und andere Ansätze wirklich zu durchdenken. Doch genau hier liegt der Schlüssel für echte Transformation und langfristigen Erfolg. Wenn du immer nur aus deiner eigenen Sichtweise auf deine Themen schaust, übersiehst du möglicherweise wichtige Aspekte, die zur Lösung beitragen könnten. Betrachtest du deine Themen immer nur aus deiner eigenen Sichtweise? Oder bist du bereit, den kritischen Blick von oben auf dein Projekt, dein Team – und ja, auch auf deine Konflikte – zuzulassen? Eine neue Perspektive kann oft Wunder wirken. Sie schafft Klarheit, eröffnet ungeahnte Lösungsansätze und führt zu tiefgehenden Veränderungen.

Die Kunst der Akzeptanz von Mehrdeutigkeit

Doch was passiert, wenn jede Perspektive Teil der Wahrheit ist? Was passiert, wenn du aufhörst, nach der einen richtigen Lösung zu suchen? Wenn die wahre Herausforderung darin liegt, die Widersprüche stehenzulassen und dennoch handlungsfähig zu bleiben? Vielleicht ist die eigentliche Frage nicht, ob es eine Lösung gibt – sondern ob du bereit bist, mit einer Lösung zu leben, die alle Wahrheiten in sich trägt.

Das ist die wahre Herausforderung, vor der viele Führungskräfte und Teams stehen. In einer immer komplexer werdenden Welt können wir uns nicht mehr auf einfache, schwarz-weiße Lösungen verlassen. Stattdessen müssen wir lernen, die Grautöne zu akzeptieren und die Vielfalt der Perspektiven als Ressource zu nutzen, anstatt sie als Hindernis zu betrachten. Wie würde dein Business dann aussehen?

Teile deine Meinung:

Wie gehst du mit verschiedenen Wahrheiten in deinem Team oder Unternehmen um? Schreib mir in die Kommentare, wie du die Herausforderung meisterst oder ob du gerade an einem Punkt bist, an dem du noch nach der „richtigen“ Lösung suchst!

20/09/2024
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