Mediation statt Esoterik: Faktenbasierte Konfliktlösung mit Zukunft

Räucherstäbchen suchst du hier vergeblich – die Welt der Wirtschaftsmediation ist eine Welt der Fakten, der verschiedenen Perspektiven und ja, auch der verschiedenen Wahrheiten.

Mediation ist eine Form der außergerichtlichen Konfliktbeilegung. Sie hat weder etwas mit Esoterik noch mit Religion zu tun. Besonders in der Wirtschaftsmediation und in gerichtsnahen Settings wird den Beteiligten schnell klar: Hier geht es um Zeit, Geld, Mehrwert und Perspektiven.

Das Ziel ist es, eine rechtlich einwandfreie Lösung zu finden, mit der alle Parteien leben können. Diese Lösung muss tragfähig sein. Bedeutet das immer einen Konsens? Nein. Manchmal ist ein Kompromiss die tragbare Lösung. Unser Ziel bleibt jedoch, eine konsensuale Vereinbarung – also eine Win-Win-Situation – zu erreichen. Anders als im Gerichtsverfahren gibt es in der Mediation keine Gewinner und Verlierer, sondern Ergebnisse.

Realität statt Esoterik

Die Erfahrung zeigt: Wer Mediation nicht kennt, erwartet häufig eine esoterische Atmosphäre – mit Räucherstäbchen, sanfter Musik und Kerzenlicht. In der Praxis finden sich die Beteiligten jedoch oft in einem Raum wieder, der an ein gerichtliches Setting erinnert. Die Mediator:innen sitzen an der Spitze oder gegenüber, die Parteien jeweils zu ihrer Linken und Rechten, begleitet von ihren Rechtsanwält:innen.

Hier geht es nicht um atmosphärisches Wohlbefinden, sondern um die Darstellung der verschiedenen Perspektiven und die Lösung der Problemstellung.

In diesem Setting wird keine Verantwortung an eine Außeninstanz abgegeben – die Beteiligten übernehmen selbst Verantwortung. Es geht darum, das eigene Handeln zu reflektieren, Fakten aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und neue Lösungsoptionen zu entwickeln. So wird aus einer Hürde oder Barriere eine zukunftsorientierte Chance zur Veränderung.

Offenheit und Respekt

Alles ist veränderlich. Jede:r darf Vorschläge einbringen und die eigene Perspektive darlegen – aber stets respektvoll. Die Mediator:innen verantworten den Prozess, nicht das Ergebnis, denn die Verantwortung für die Lösung liegt bei den Streitparteien.

Manchmal gehört es im Prozess auch dazu, die eigene Machtlosigkeit zu erkennen – und dennoch Verantwortung zu übernehmen. Wir verlassen uns nicht auf Wunder oder äußere Kräfte. Stattdessen schaffen wir reale, nachvollziehbare Lösungen, die in Kausalität zum Geschehen stehen.

Abgrenzung zu Esoterik und Religion

Esoterik und Religion bieten oft vermeintlich kausale Zusammenhänge an, die in Wahrheit nicht bestehen, um Ohnmacht zu verdrängen. Genau hier unterscheidet sich die Mediation: Als Mediator zeige ich meinen Klient:innen, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können – und ebenso, dass es Situationen gibt, in denen sie machtlos sind. Der Unterschied? Sie erkennen diese Machtlosigkeit an, übernehmen jedoch Verantwortung für das, was sie ändern können.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Ich frage: „Verstehe ich Sie richtig – Sie selbst können hier gar nichts ändern?“

Die Antwort: „Nein, ich kann das nicht.“

Daraufhin die Gegenseite: „Sie vielleicht nicht, aber…“ – eine Pause – „wir können das.“

Oder eine andere Situation:

„Verstehe ich Sie richtig – Sie konnten gar nichts dagegen tun?“

Die Antwort: „Nein, als wir es bemerkt haben, war es zu spät.“

Die Gegenseite fragt betroffen: „Warum haben Sie uns das nicht gesagt?“ – betroffenes Schweigen im Raum.

Harte Fakten statt Illusionen

Manchmal braucht es im Mediationsprozess Tiefe und Schwere, manchmal hingegen mehr Leichtigkeit. Man könnte annehmen, es gehe vorwiegend um Kommunikation und das innere Wohlbefinden der Parteien – was sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist. Gleichzeitig geht es jedoch um harte Fakten:

  • Wie viel kostet was?
  • Welche Konsequenzen sind zu tragen, wenn wir einen anderen Weg einschlagen?
  • Was passiert, wenn wir uns nicht einigen?
  • Was ist das Beste und das Schlechteste, das uns passieren kann, wenn es zu keiner Einigung kommt?
  • Wie viele Tausend, Hunderttausend oder gar Millionen wird es kosten, wenn dieser Konflikt ungelöst bleibt?
  • Welche Kosten sind bereits entstanden?

Es wird geprüft, ob der bestehende Schaden behoben werden kann, ob Mängelbehebungen möglich sind und wie ein Arbeitsgerichtsprozess vermieden werden könnte. Ebenso wird geklärt, wie Gewährleistungsansprüche rechtskonform umgesetzt werden können, ohne dass eine Partei untragbare Lasten trägt.

Im Laufe des Prozesses stellen sich viele Fragen:

  • Sind bereits erhobene Gutachten ausreichend oder braucht es neue?
  • Sind Gutachten überhaupt notwendig oder gibt es Alternativen, die effizienter und zielführender sind?
  • Wer ist wirklich betroffen?
  • Was sagen Shareholder und Stakeholder?
  • Welche Auswirkungen hätte ein öffentlicher Gerichtsprozess im Vergleich zu einer Mediation hinter geschlossenen Türen?
  • Sind Verschwiegenheitsvereinbarungen erforderlich?

Da eingetragene Mediator:innen ohnehin der absoluten Verschwiegenheitspflicht zum Inhalt unterliegen, kann ein Mediationsverfahren wesentlich diskreter ablaufen als ein öffentlicher Rechtsstreit. Mediation ermöglicht es den Beteiligten, selbst Lösungen zu entwickeln – tragfähige, rechtlich einwandfreie und zukunftsorientierte Vereinbarungen.

Am Ende des Mediationsverfahrens steht eine Vereinbarung zwischen den Parteien, die nach § 433a ZPO bei jedem Bezirksgericht als prätorischer Vergleich errichtet werden kann – und damit durchsetzbar, also exekutierbar, ist.

Mediation ist daher weit mehr als ein Gespräch über Gefühle. Sie ist ein Werkzeug, um belastbare Ergebnisse zu erzielen, die sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch menschlich tragbar sind.

12/01/2025
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